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Steuerrecht Schloss Nordkirchen e.V.

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VortragsVeranstaltung 36 - 19.05.2025

Schwerpunktthema: Unternehmenssteuerrecht & Steuerstrafrecht

 

Fachlicher Austausch im Zeichen des Steuerrechts und zugleich ein Abschied

Am 19. Mai 2025 fand im Festsaal der Oranienburg bei sonnigem Frühlingswetter die 36. Vortragsveranstaltung des Forums Schloss Nordkirchen statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen aktuelle Fragestellungen aus dem Unternehmenssteuerrecht und dem Steuerstrafrecht sowie ein Vortrag des scheidenden Oberfinanzpräsidenten Werner Brommund unter dem Titel "38 Jahre Finanzverwaltung NRW - Rückblick und Ausblick".

Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Christoph Uhländer, 1. Vorsitzender des Forums Steuerrecht, eröffnete Rechtsanwalt und Steuerberater Dr. Alexander Witfeld (Flick Gocke Schaumburg, Düsseldorf) die Vortragsreihe mit einem Beitrag zu aktuellen Aspekten im Unternehmenssteuerrecht. Dr. Witfeld bot einen fundierten Überblick über zentrale Neuerungen im Unternehmenssteuerrecht mit Fokus auf Sanierungsmaßnahmen und Umstrukturierungen. Einen Schwerpunkt bildete das Sanierungssteuerrecht, insbesondere die Anwendung der §§ 3a EStG und 7b GewStG bei steuerfreien Sanierungserträgen. Dabei unterstrich er ausdrücklich die große Bedeutung der verbindlichen Auskunft für die Praxis. Anschließend stellte er die Sanierungsklausel des § 8c Abs. 1a KStG vor, die bei schädlichem Beteiligungserwerb den Verlustuntergang verhindern kann, sofern bestimmte Bedingungen zum Erhalt der Betriebsstrukturen erfüllt sind. Im zweiten Teil der Präsentation widmete sich Dr. Witfeld dem Umwandlungssteuererlass 2025 und erläuterte ausführlich das aktuelle Verständnis des steuerlichen Teilbetriebs sowie die Anforderungen für eine steuerneutrale Spaltung. Der Vortrag verknüpfte Gesetzgebung, Verwaltungspraxis und aktuelle Rechtsprechung zu einem praxisnahen Gesamtbild der aktuellen steuerlichen Entwicklungen.

Im zweiten Vortrag des Nachmittags referierten LRD Dr. Stefan Rolletschke, (Stellvertretender Direktor des Landesamtes zur Bekämpfung der Finanzkriminalität) und LRD Harald von Frantzki (Oberfinanzdirektion Münster, Referatsleiter LBF NRW) zu aktuellen Entwicklungen im Bereich der Bekämpfung der Finanzkriminalität.

Dr. Rolletschke präsentierte die Vision und den Aufbau des neu geschaffenen Landesamts zur Bekämpfung der Finanzkriminalität NRW (LBF NRW). Es bündelt als bundesweit einzigartiges Projekt die gesamte Kompetenz und Schlagkraft aller nordrhein-westfälischen Finanzämter für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung nunmehr unter einem Dach. Dr. Rolletschke schilderte auf äußerst interessante Art und Weise, wo das Land NRW in der Bekämpfung von Steuerkriminalität steht und welche Ziele mit der neuen Struktur erreicht werden sollen. Die Organisationsreform sieht unter anderem eine agile, mehrstufige Entwicklung vor, inklusive zentraler IT-Kompetenz, spezialisierter Fachabteilungen und neuer regionaler Einsatzstrukturen. Besonders im Fokus stehen dabei die konsequente Verfolgung komplexer Delikte wie Cum-Ex, Cum-Cum, Geldwäsche oder Umsatzsteuerbetrug sowie der Einsatz moderner IT-Methoden zur Aufklärung und Abschöpfung. Der Vortrag machte deutlich: Das LBF NRW ist ein ambitioniertes Zukunftsprojekt mit dem Ziel, Steuerkriminalität noch effektiver und vernetzter zu bekämpfen.

Harald von Frantzki zeichnete im Anschluss die Entwicklung der Steuerstrafverfolgung in NRW nach - von den Anfängen in den 1980er Jahren bis hin zur heutigen modernen Bekämpfung von Finanzkriminalität. Besonders eindrücklich war sein Überblick über die aktuellen Bedrohungen wie organisierte Umsatzsteuerbetrügereien, digitale Steuerhinterziehung, Geldwäsche und aggressive Steuergestaltungen. Er betonte die Notwendigkeit einer übergreifenden Strategie, die ressortübergreifende Zusammenarbeit, IT-gestützte Fallsteuerung und internationalen Datenaustausch vereint. Dabei hob auch er die zentrale Rolle des neuen Landesamts zur Bekämpfung der Finanzkriminalität hervor, das durch spezialisierte Referate gezielt Schwerpunkte setzt. Insgesamt vermittelte der Vortrag ein eindrucksvolles Bild vom Wandel der Steuerfahndung hin zu einer strategisch vernetzten, datenbasierten Strafverfolgung mit Blick auf neue Formen der Kriminalität.

Den abschließenden Vortrag hielt Oberfinanzpräsident Werner Brommund (Oberfinanzdirektion Nordrhein-Westfalen). In einem persönlichen und bewegenden Rückblick auf 38 Jahre Finanzverwaltung NRW zog er Bilanz und bot zugleich einen Ausblick auf zukünftige Herausforderungen. Dabei nahm er die Zuhörenden mit auf eine spannende berufliche Reise vor dem Hintergrund vielfältiger politischer, steuerpolitischer und verwaltungsorganisatorischer Meilensteine. Die Tätigkeit in der Finanzverwaltung sei für ihn immer eine sinnstiftende Aufgabe gewesen, denn sie sei Voraussetzung für ein funktionierendes Gemeinwesen. Sein Fazit lautet: "Die Finanzverwaltung war ein Glücksfall für mich!" und sein Rat für die Zukunft: Gelegentlich "einfach mal machen, könnte ja gut werden" und die Menschen so nehmen, wie sie sind.

 

 

 

Begrüßung:

Prof. Dr. Christoph Uhländer
HSF NRW - 1. Vorsitzender FORUM Steuerrecht

1. Vortrag

Aktuelle Aspekte im Unternehmenssteuerrecht.

Herr RA / StB Dr. Alexander Witfeld
Flick Gocke Schaumburg - FGS-, Düsseldorf)

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2. Vortrag

Aktuelle Aspekte im Steuerstrafrecht.

Herr LRD Dr. Stefan Rolletschke
(Landesamt zur Bekämpfung der Finanzkriminalität)

Download Rede als PDF

 

Herr LRD Harald v. Frantzki
(OFD Münster - Referatsleitung für das LBF NRW)

Download Rede als PDF

3. Vortrag

38 Jahre Finanzverwaltung NRW (Rückblick und Ausblick).

Herr Oberfinanzpräsident Werner Brommund
(OFD NRW)

Ort:

Festsaal der Oranienburg

Zeit:

Montag, 19.05.2025

von links nach rechts:
Herr Prof. Dr. Christoph Uhländer (HSF NRW)
Herr Oberfinanzpräsident Werner Brommund (OFD NRW)
Herr Herr Harald v. Frantzki (OFD NRW)
Herr Dr. Stefan Rolletschke (LBF NRW)
Herr Herr Dr. Alexander Witfeld (FGS, Düsseldorf)